Wärmedämmstoffe
Für die Dämmstoffherstellung kommt nur die Kurzfaser der Flachspflanze infrage. Zur Fasergewinnung werden die Bastfasern vom Holzkern getrennt. Im herkömmlichen Verfahren durchlaufen die Pflanzen einen „Röstprozess“, d.h. die Ernte verbleibt einige Wochen auf dem Feld, damit sich die Fasern aufschließen. Beim Röstvorgang liegt das große Risiko des Flachsanbaus, da es durch ungünstige Witterungsverhältnisse zu Totalausfällen bei der Ernte kommen kann. Neue Verarbeitungstechnologien leiten die Röste im stehenden Bestand thermisch ein oder verarbeiten die noch grünen Fasern.
Eigenschaften: geeignet für Wärmedämmung und Trittschallisolierung, mottensicher, unempfindlich gegen kurzzeitige Nässe, Brandklasse B2 (normal entflammbar)
Anwendung (Kurzfasern): für Dämmstoffe (Stopfwolle, Dämmvliese, Thermo-Bags, Rohrschalen), Baupapiere
Herstellung
Energieverbrauch (Graue Energie)
Dämmvlies aus Flachs
ca. 34 MJ/kg
Hanffaser
ca. 15 MJ/kg
Korkplatten
ca. 7 MJ/kg
Schadstoffe
vor allem aus Verbrennungsgasen zur Energiebereitstellung
Bestandteile
Flachs-Kurzfasern, evtl. Kartoffelstärke zum Verkleben der Vliese oder bis 20 % Stützfasern aus Polyester, 3 % Borax und Borax-Wasserglaslösung oder 8 % Ammoniumphosphat (als Brand- und Pilzschutzmittel)
Verfügbarkeit der Rohstoffe
bislang sehr begrenzt; Anbaufläche in Deutschland:
1996: 4589 ha;
1998: 418 ha;
2000: 300 ha;
Importe aus Frankreich, Belgien, Niederlande, Kanada u. Rußland
Nutzung
Schadstoffe bei der Verarbeitung am Bau und im eingebauten Zustand
evtl. beim Einbau Belastung durch Feinstaub: MAK-Wert 6 mg/m³
Rückbau
Entsorgung
deponierbar
Entsorgung in Abfallverbrennungsanlagen
Verwertung
derzeit wird keine Wiederverwertung (Recycling) praktiziert
Rückbauaufwand
gering bis mäßig hoch (je nach Konstruktion)
Zusammenfassung
Flachs-Dämmstoffe werden aus der Kurzfaser der Flachspflanze hergestellt.
Nachhaltigkeit:
Seit 1985 wird in Deutschland wieder Flachsanbau betrieben, nach kurzzeitiger Ausweitung ist die Entwicklung seit 1996 jedoch stark rückläufig. Gleichzeitig konnte der Flachsanbau in anderen europäischen Ländern wie Frankreich, Belgien, Niederlande z.T. erheblich gesteigert werden.
Flachsanbau und -ernte sind arbeitsaufwändig und mit Risiken behaftet. Um witterungsbedingte Ausfälle bei der Ernte zu vermeiden, werden speziell für den Röstprozess neue Verfahren entwickelt. Vor allem zu Beginn der Vegetationsperiode ist der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln erforderlich, Düngemittel werden meist nicht verwendet.
Nach Abschluss der Röste lassen sich Faser- und Holzteile voneinander trennen. Die Fasergewinnung, das sog. Schwingen, ist ein arbeits- und kontrollintensiver Prozess. Nahezu die gesamte Flachspflanze läßt sich nutzen: Langfasern (14-19 %) für Textilien, Schäben (35-50 %) für Pressspanplatten u.ä., Leinsamen (10-18 %) für Leinöl und Kurzfasern (3-13 %) für Dämmstoffe und Faserverbundstoffe. Für die Herstellung von Dämmstoffplatten werden zunächst aus den Kurzfasern in einer Vliesstoffkrempel Flore (dünne Faserbahnen) gebildet. Die einzelnen Bahnen werden zu verschieden dicken Dämmplatten geschichtet, durch einen Naturkleber (Kartoffelstärke) miteinander verbunden und in handliche Formate zugeschnitten. Ein Hersteller stabilisiert die Platten mit bis zu 20 % Polyesterfasern.
Als
Flammschutzmittel werden ca. 3 % Borax und Borax-Wasserglaslösung oder 8 % Ammoniumphosphat zugesetzt. Ammoniumphosphat ist als unproblematisches, Borax als nur bedingt umweltverträgliches
Flammschutzmittel eingestuft. In der Nutzungsphase gehen von Flachsdämmstoffen keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen aus. Als Entsorgungsweg bietet sich die thermische Verwertung in Abfallverbrennungsanlagen an, ein Logistikaufbau für das Flachsrecycling ist aufgrund der mittelfristig anfallenden Kleinmengen nicht rentabel, von der Kompostierung muss aufgrund der Zusätze abgeraten werden (vgl. biogene Dämmstoffe).
Als Graue Energie (bei Rohdichte 30 kg/m³) sind für stützfasergebundene Dämmstoffe ca. 1060 MJ/m³ und für stärkegebundene ca. 995 MJ/m³ aufzuwenden. Rohstoffgewinnung und Herstellung beanspruchen jeweils etwa die Hälfte der Grauen Energie. Das Treibhauspotential ist gering (0,23
Stärke - 0,37
Polyester CO
2-Äq./kg).
Fazit:
Mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,040 W/mK erweist sich die Flachsfaser als bautechnisch und bauökologisch gut geeigneter Wärmedämmstoff. Sowohl die traditionelle Fasergewinnung als auch die Herstellung des Dämmstoffes sind aufwändig, zur Stützung der Dämmstoffmatten werden bis zu 20 % Polyesterfasern eingesetzt. Möglich ist auch die Bindung bzw. das Verkleben der Vliese mit Kartoffelstärke. Statt des nur bedingt umweltverträglichen Borax sollte das unproblematische Ammoniumphosphat als
Flammschutzmittel verwendet werden.
Derzeit wird Flachs importiert. Um auch heimischen Flachs gewinnbringend zu vermarkten, bedarf es neuer Verarbeitungstechnologien. Unter der Voraussetzung der Verknappung der Erdölreserven kann die Flachsfaser aufgrund ihrer vielseitigen Verwendbarkeit langfristig die Kunststofffaser in vielen Bereichen ersetzen.
Quellen
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www.natureplus.org
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www.wecobis.de
- Murphy, D.P., Behring, H., Wieland, H., Jäger, J. (Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL), Braunschweig): Möglichkeiten und Chancen von Dämmstoffen aus heimischen nachwachsenden Rohstoffen, Braunschweig 1998
www.dainet.de
www.flachs.de
www.fh-reutlingen.de
www.biozentrum.uni-wuerzburg.de